Wenn Sie zwischen 1968 und 1980 geboren wurden, sind Sie voraussichtlich ebenso wie ich zwischen „No Future“, „Anarchie“ Bewegungen der Punks, New Waves, Poppern und Öks groß geworden. Begrifflichkeiten wie „Waldsterben“, „Tschernobyl“, „Kalten Krieg“ etc sollten ihnen auch nicht fremd sein. Ängste der Eltern und der Gesellschaft wirkten sich auf eigene Ängste und Einstellungen zum Leben aus. Da wundert es nicht, dass „Nimm, was du kriegen kannst. Sonst kriegste eh nix.“ ein antreibender Motor dieser Generation war und ist. Uns war klar: Leistung – sonst gibt´s Saures.
Stolz auf Gelungenes und Erarbeitetes ist normal
Heute ist meine Generation zwischen Ende 30 und Anfang 50. Wir sind in der Regel stolz auf das, was wir uns mit Durchhaltevermögen, Fleiß und Ausdauer erarbeitet haben. Irgendwie glauben wir, dass wir unersetzbar sind … unterschwellig nähren uns aber Zweifel und Ängste. Denn jetzt spricht die Welt plötzlich von Agilität, Management 4.0, von selbstorganisierten Teams und von „Wir sind Chefs“.
Der Alptraum der Generation X: Loslassen
Es wird plötzlich von uns verlangt, dass wir nicht mehr führen, sondern loslassen sollen. Wir sollen lernen, feste zu vertrauen, wir sollen abgeben und agil führen. Da kommt ganz schön was durcheinander:
- Also das, was ich man gestern noch „Karriere“ nannte, soll ich heute plötzlich loslassen?
- Und wenn ich nur noch „agil“ führe, was ist dann überhaupt mit mir und meiner Rolle? Arbeite ich dann wieder operativer? Braucht mich das Team überhaupt noch?
- Was ist, wenn „die da Oben“ feststellen, dass sie mich gar nicht mehr brauchen, weil mein Team das allein hinbekommt?
- Und was denkt mein Team, wenn ich „nur“ noch führe und nicht mehr fachlich mitdiskutieren kann? Denken die dann, dass ich nur noch Däumchen drehe und nix mehr mache? Muss ich mich dann dafür rechtfertigen, was ich tue? Und weiß ich dann selbst noch, was ich tue?
Wow, da dreht sich das Kopfkino!
Verdammt, wie krieg ich denn Vertrauen hin?
Was also tun? Meine Erfahrung ist, dass viele in meiner Generation ein generelles „Vertrauens“-Thema haben:
- Vertrauen in das eigene Gelingen,
- Vertrauen in das eigene Können,
- Vertrauen in die eigenen Entscheidungen,
- Vertrauen in andere.
In vielen Coaching-Prozessen begegnen mir großartige Menschen, die gespickt sind mit Zweifeln und Sorgen und Ängsten. Als Coach – klar – unterstütze ich, dass Menschen Vertrauen und Mut fassen. Sich etwas zu-trauen und sich überhaupt trauen. Dafür muss sich Verhalten ändern. Und Voraussetzungen dafür ist wiederum, dass ich etwas auch wirklich verändern möchte und … dass ich es mir zutraue.
Fangen Sie doch mal bei Ihren Stärken an
Da sind wir bei den Stärken. Haben Sie Ihre Charakterstärken auf dem Schirm? Könnten Sie mir adhoc 3 benennen? Wem das schwer fällt, der kann sich am VIA (Values in action)-Test versuchen, der wird kostenfrei von der Uni Zürich angeboten www.charakterstaerken.org.
Denn: Ohne Vertrauen in und Wissen um die eigenen Stärken wird das nix mit dem Loslassen, um agile Strukturen zu leben.